Bundesliga

Wie Kevin Stöger zum Hirn des Bochumer Spiels wurde

Bleibt der Österreicher dem VfL erhalten?

Begehrt und mit Top-Werten: Wie Stöger zum Hirn des Bochumer Spiels wurde

Kevin Stöger jubelt mit ausgebreiteten Armen über sein Tor gegen Hoffenheim.

Kevin Stöger jubelt mit ausgebreiteten Armen über sein Tor gegen Hoffenheim. IMAGO/Revierfoto

Wie an der Schnur gezogen rauscht der Ball ins obere Toreck, nicht zu halten für Hoffenheims Keeper Oliver Baumann. Der erfolgreiche Schütze setzt zum Jubellauf an, stoppt dann vor der Bochumer Fankurve und breitet die Arme aus, als wolle er sagen: Was wollt ihr denn?

Just vor der Partie gegen Hoffenheim kamen Meldungen auf, Bochums Spielmacher Kevin Stöger sei sich bereits einig mit Union Berlin. Es folgten natürlich Spekulationen der VfL-Fans, der wendige Österreicher sei nicht mehr zu 100 Prozent bei der Sache, man solle ihn am besten gar nicht mehr einsetzen.

Zum Beispiel gegen Hoffenheim lieferte er den Gegenbeweis, nicht nur mit seinem grandiosen Freistoßtor, mit dem er seine überragende Schusstechnik unterstrich. Der Fein-Techniker ließ noch einen weiteren Treffer folgen, war an nahezu allen Bochumer Angriffszügen beteiligt, setzte Akzente und streute immer wieder feine Ideen ein, um das Angriffsspiel der Gastgeber auf Touren zu bringen.

Torschussvorlagen, Ecken, Steckpässe: Stöger ist überall vorn dabei

Als 16-Jähriger wechselte Stöger einst von Steyr in Oberösterreich in die Jugend des VfB Stuttgart, erlebte im Trikot des VfB in der Saison 2011/12 sein Bundesliga-Debüt und ist nun schon etliche Jahre im deutschen Fußball unterwegs. Aktuell spielt er seine stärkste Saison: Mit sieben Toren und neun Assists ist er der mit Abstand bester Scorer beim VfL, im Grunde genommen das Hirn in dieser Mannschaft und der Spieler, ohne den nichts läuft.

Ziemlich überraschend: Nicht Wirtz oder Grimaldo, Xavi oder Brandt, sondern Stöger ist in dieser Saison der Bundesligaspieler, der die meisten Torschussvorlagen liefert. Nominell meist als Zehner aufgeboten, orientiert sich Stöger mitunter auch sehr weit nach hinten, um das Spiel aufzuziehen, ist enorm fleißig, sprüht vor Ideen.

Ein Beispiel für seine Bedeutung: Beim eminent wichtigen Kellerduell in Köln am 28. Spieltag wechselte der damalige VfL-Trainer Thomas Letsch seinen Spielmacher in der Schlussphase aus, als sein Team 1:0 führte. Der Druck des Gegners wurde immer größer, es gab kaum noch Entlastung, weil der Strippenzieher nicht mehr auf dem Platz war. Prompt kassierten die Bochumer in Köln noch zwei Gegentore - es war das letzte Spiel für Thomas Letsch.

Wenn er drei Fehler gemacht hat, will er den Ball trotzdem ein viertes Mal haben.

Der ehemalige Bochum-Coach Thomas Letsch über Kevin Stöger

Unter Friedhelm Funkel bei Fortuna Düsseldorf reifte Stöger einst zum Antreiber im Mittelfeld, nachdem er zuvor zwei Jahre lang in Bochum schon eine gute Zeit erlebt hatte. Der Wechsel nach Mainz aber bekam dem Österreicher nicht, vor allem im zweiten Jahr war er nur noch Reservist und suchte das Weite.

Die Rückkehr nach Bochum 2022 wurde zur Win-Win-Situation. Stöger trumpft seitdem auf als Spielmacher mit Übersicht, der seine Nebenspieler bestens ins Szene setzt, manchmal sogar mit seinen überraschenden Ideen überfordert. Exzellent ist auch seine Schusstechnik und seine Energie auf dem Platz. "Er hat ein gutes Gespür und eine super Balance entwickelt zwischen Defensive und Offensive", lobte Letsch mal, "außerdem coacht er die Jungs auf dem Platz."

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Stöger liebt das Risiko, ganz klar, dass nicht jeder Ball von ihm ankommt. "Aber", so Letsch, "er lässt sich nicht beirren. Wenn er drei Fehler gemacht hat, will er den Ball trotzdem ein viertes Mal haben." Seine Vorzüge beweist auch die Statistik: Bei den ankommenden Flanken liegt Stöger ligaweit auf Rang drei, bei Ecken, die ihren Abnehmer finden, ist nur Heidenheims Jan-Niklas Beste präziser als der Bochumer Regisseur. Und bei den meisten erfolgreichen Steckpässen rangiert Stöger unter den Top-5 der Liga.

Union? Gladbach? Stögers Zukunft ist offen

Ob der 30-Jährige aber mit seinen Ideen und seinen wohltemperierten Pässen weiter das Spiel der Bochumer antreiben wird, ist derzeit noch nicht geklärt. Union Berlin wollte ihn bereits im Winter verpflichten und ist aktuell auch weiter interessiert, wäre aber natürlich nur ein Kandidat, wenn der Klassenerhalt gelingt.

Auch bei Borussia Mönchengladbach wurde und wird über Stöger nachgedacht. Bemühungen des VfL Bochum, den Vertrag vorzeitig zu verlängern, ließ Stöger zunächst ins Leere laufen. Aber natürlich bleibt auch der VfL interessant für ihn, weil der Bochumer Vize-Kapitän um sein Standing im Team und im Umfeld weiß. Und Bochums Verantwortliche haben - nachvollziehbar - bereits angekündigt, dass sie für Stöger natürlich bis an die Schmerzgrenze gehen würden.

Logisch aber, dass der Österreicher mit 30 gerne noch mal einen größeren Vertrag unterschreiben will. "Ich lasse mir Zeit, um zu entscheiden, was für mich das Richtige ist, was für meine Familie das Richtige ist."

Mit Ausnahme seiner Zeit beim VfB Stuttgart blieb Stöger im Laufe seiner Karriere allerdings nie länger als zwei Jahre beim gleichen Klub. Folgt er diesem Rhythmus, dann absolviert er am 34. Spieltag in Bremen sein letztes Spiel für den VfL Bochum.

Oliver Bitter

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